Friedrich Engelke wurde am
10.09.1881 in Bornum (Sachsen) geboren und trat schon recht früh der
kaiserlichen Marine bei. Als der Krieg ausbrach hatte Engelke
bereits den Rang eines Maschinenmaates erreicht und wurde im Jahr
1914 auf dem von der Marine gemieteten Dampfer
„Santa Elena“ eingesetzt. Im
Laufe des Krieges wurde der Dampfer in ein Hilfskriegsschiff
umgewandelt und mit 2 Flak –8,8 cm Geschützen ausgerüstet. Später
wurde die „Santa Elena“ Mutterschiff für 3 Flugzeuge und kurz vor
Ende des Krieges für 4 Flugzeuge erweitert. Damit war das Schiff
eines von insgesamt 5 deutschen Flugzeugmutterschiffe
(=Flugzeugträger) des 1. Weltkrieges.
Friedrich Engelke lebte mit seiner Frau in Lichterfelde. 1915 gebar
seine Ehefrau ein Kind. In seinem Kriegsalbum sind diese
Familienschnappschüsse zu sehen. Man sieht deutlich, wie er die Zeit
mit seiner Familie genießt. Doch der furchtbare Krieg riss ihn aus
dem Familienidyll heraus und kommandierte ihn wieder an die Front.
Doch Friedrich Engelke wird noch Großes für Deutschland leisten.
Bereits im Jahr 1916 kam die Versetzung zur Luftschifferabteilung.
Friedrich Engelke nahm im Herbst 1916 bei einem
Maschinengewehrkursus in Seeheim teil. Er war als Besatzungsmitglied
des Luftschiffes LZ 66 „L 23“ unter Kapitänleutnant Ludwig Bockholt
vom 30.03.1917-14.06.1917 eingeteilt.
Eine Luftschiffaktion besondere Art machte das Marineluftschiff L23
bekannt. Bei einem Aufklärungsflug am 23. April 1917 sichtete der
Kommandant Bockholt 50 Seemeilen nördlich des Horns Riff die
norwegische Dreimastbark „Royal“. Der Kommandant Bockholt brachte
das Luftschiff über den Segler und warf ihm eine Bombe vor den Bug.
Mit seinen Maschinengewehren im Anschlag forderte er zum Stoppen
auf. Mit aller gebotenen Vorsicht setzte L 23 auf das Wasser auf,
und Bockholt forderte die Schiffspapiere. Mit ihrem Beiboot mussten
die Männer der norwegischen Bark ROYAL ein rasch zusammengestelltes
Prisenkommando vom Luftschiff abholen, das die Ladung des Seglers
überprüfte. Die Bark hatte sogenannte Konterbande, in diesem Fall
Grubenholz für England, geladen. Daraufhin wurden Schiff und Ladung
beschlagnahmt und als Kriegsprise in 43stündiger Fahrt nach Cuxhafen
gebracht. Das Prisenkommando bestand aus 3 Besatzungsmitgliedern,
darunter
Ober-Steuermannsmaat Ernst Fegert
(Führer),
Bootmannsmaat Bernhard
Wiesemann,
und
Obermaschinenmaat Friedrich Engelke. In Hamburg ließ sich das stolze Prisenkommando zusammen von einem
Fotografen ablichten, da diese Aktion in der Luftfahrtgeschichte
einzigartig blieb.
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von links: Bootmannsmaat Bernhard
Wiesemann, Ober-Steuermannsmaat Ernst Fegert,
Obermaschinenmaat Friedrich Engelke Quelle:
Luftschiffharry |
Da damals schon ein oder zwei Fälle bekannt
geworden waren, dass der Feind zur Abwehr unserer Luftschiffe
kleinkalibrige Brandgeschosse verwendete, so verbot Korvettenkapitän
Strasser (Führer der Luftschiffe) bald solche Prisenunternehmungen.
Als Kapitänleutnant Ludwig Bockholt ein neues Luftschiff übernahm,
wurde auch Friedrich Engelke am 13.08.1917 als Besatzungsmitglied
des neuen Marine-Luftschiffes LZ 99/ L 54 ernannt. Es war üblich,
dass ein Luftschiff-Kommandant seine kampferprobte Mannschaft bei
einem Luftschiffwechsel mitnahm. Das Luftschiff war ebenfalls in
Tondern stationiert und führte Aufklärungsflüge aus. Am 15.09.1917
endete die Zeit in Tondern, da Friedrich Engelke zu einem
Geheimauftrag nach Friedrichshafen versetzt wurde. In
Friedrichshafen wurde ein geheimnisvolles Luftschiff (LZ 102 / L 57)
in Dienst gestellt.
Nach 2 Werkstättenfahrten am 26.09. und 27.09.1917 wurden die
vorgeschriebene "kriegsmäßige Probefahrten" absolviert. Am 28.
September wurde das Schiff von Friedrichshafen, bereits mit der
Kriegsbesatzung, darunter auch Friedrich Engelke an Bord, nach
Jüterbog überführt. Das bei der Kaiserlichen Marine unter Führung
des Kapitänleutnant Bockholt mit der Kennung L 57 fahrende
Luftschiff war ausgewählt worden, den in Bedrängnis geratenen
General Paul von Lettow-Vorbeck der deutschen Kolonialtruppen in
Deutsch-Ostafrika aus der Luft zu versorgen. Vor allem Waffen und
dringend benötigte Medikamente sollten transportiert werden. Um die
Nutzlast über die lange Wegstrecke zu bringen, war L 57
auseinandergeschnitten worden und ein 30 Meter langes zylindrisches
Zwischenstück eingesetzt. Dadurch wurde das Schiff von 196,5 auf
226,5 Meter verlängert, der Gasraum von 55 000 auf 68 500 Kubikmeter
vergrößert und somit ein Nutzlastgewinn von 40 000 auf 52 100 kg
erzielt. Fünf Maybach-Motoren mit je 240 Pferdestärken gaben dem L
57 eine Reisegeschwindigkeit von 103 km/h. Das Luftschiff wurde so
leicht als möglich ausgerüstet, völlig entwaffnet und schließlich
"mit einer außerordentlich sorgfältig ausgewählten, wertvollen
Ladung" befrachtet. Die Ladung hatte eine Masse von 14 Tonnen. Es
gab erhebliche Bedenken gegen das Unternehmen, besonders auch aus
meteorologischer Sicht. Luftschiffe waren generell stark
wetterabhängig und Erfahrungen beim Überfliegen einer Wüste fehlten.
Allerdings war man sich auch bewußt, daß dieses Ereignis nicht nur
das deutsche Volk begeistern, sondern auch weltweite Bewunderung
auslösen würde. Schließlich ging das Projekt in Auftrag, obwohl man
sich darüber im klaren war, daß an eine Rückkehr des Luftschiffes
nicht zu denken war. Die Besatzung sollte der Verstärkung der
Schutztruppe dienen, die auch Teile des Luftschiffes verwerten
konnte. Man hoffte, die Schutztruppe im Makonde Hochland zu treffen
und einen geeigneten Landeplatz zu finden. Da bei der Landung eine
geschulte Haltemannschaft fehlen würde, war dieses Manöver ein
weiterer kritischer Punkt. Das ganze Unternehmen hatte, wie im Krieg
häufig, den Charakter eines Himmelfahrtskommandos. Die komplette
Mannschaft wusste, dass es nur eine Hinfahrt, aber keine Rückfahrt
geben würde. Nach einer Landung sollte sie sich dem Kommando der
Schutztruppen anschließen. Was hatte sich Friedrich Engelke bei
diesem Befehl gedacht ? Wird er seine Familie jemals wiedersehen ?
Am 7. Oktober 1917 landete L 57 bei einem Gewittersturm noch glatt
vor der Halle in Niedergörsdorf, konnte aber von den Mannschaften
nicht mehr gehalten werden. L 57 schleifte unkontrolliert über den
Grund. Dabei gingen die Steuerungseinrichtungen zu Bruch. Zur
Erleichterung gingen mit Ausnahme von Kommandanten auf dessen Befehl
alle Besatzungsmitglieder von Bord. Vom Boden aus sah Friedrich
Engelke wie das Luftschiff durch eine Böe 20 Meter hochgerissen
wurde. Dabei wurde die Spitze des Luftschiffes zerstört. Die relativ
unerfahrene Landemannschaft mit sich schleifend, trieb L 57 über das
Feld. Um ein Abtreiben zu verhindern, zog Bockholt Gas und ließ
schließlich, nachdem auch er das Luftschiff verlassen hatte,
zusätzlich mit Gewehren Löcher in die Gaszellen schießen. Bei dieser
Aktion, die zum Gasablassen völlig unnötig war, entzündete sich das
Wasserstoff-Luftgemisch. Das Schiff und die wertvolle Ladung waren
Totalverlust. Erstaunlicherweise gab es weder Verletzte noch Tote
unter der Besatzung. Von den Bodenmannschaften starb ein
Landwehrmann, während vier weitere verletzt wurden.
Bereits am 09.10.1917 wurde vom Reichs-Marine-Amt entschieden, dass
dzt. im Bau befindliche LZ 104 als Folgeluftschiff von L 57 umgebaut
und für die gleiche Mission verwendet wird. Aufgrund des Verlustes
von LZ 102 wurde LZ 104 (nach Übernahme durch die Marine L 59)
sogleich ebenfalls um 30 Meter verlängert. Es sollte die Aufgabe des
havarierten Schwesterschiffes übernehmen. Doch auch dessen Einsatz
stand unter keinem guten Stern.
Nach dem Desaster vom 7. Oktober mit dem L 57 sandte bereits am 9.
Oktober das Reichs-Marine-Amt ein Telegramm an die Luftschiffbau
Zeppelin GmbH: "... sofort schnellstens gesamtes Packmaterial für L
57 mit Reserve noch einmal anfertigen." Nach wenig mehr als 14 Tagen
war das Ersatzschiff fertig gestellt. Am 25. Oktober wurde es in
Dienst gestellt und am 30. Oktober erhob sich L 59 zu seiner ersten
Werkstattfahrt von Staaken aus. "Auch die für Afrika bestimmte
Ladung sowie die gesamte Kriegsbesatzung unter Kapitänleutnant
Bockholt war bereits an Bord. Auf der Fahrt, die von Staaken über
Jüterbog und Frankfurt/Oder wieder zurück nach Staaken führt, wurde
eine Höhe von 3 700 Meter über dem Meeresspiegel erreicht...".
Ebenso wie schon bei L 57 wurde L 59 so effektiv wie nur möglich
ausgerüstet. Zur maximalen Ausnutzung der Tragkapazität wurde auf
eine Eigenbewaffnung des Schiffes verzichtet. Die rund 50 Tonnen
Zuladung setzten sie wie folgt zusammen: 311 900 Patronen (7 866
kg), 230 MG-Gurte mit 57 700 Schuss (1 748), 34 MG-Patronenkästen
mit 13 500 Schuss (441 kg), 30 Maschinengewehre (510 kg), 9
Reserveläufe für MGs (171 kg), 61 Säcke Verbandsstoff und
Medikamente (2 622 kg), drei Säcke Nähzeug (120 kg), Post für die
Kolonialtruppe (25 kg), Fernrohre (28 kg), Ersatzschlösser für
Gewehre (90 kg), Buschmesser und Gurtfüller (76 kg), Ersatzgeräte
für Funkentelegrafie (33 kg), Benzin (21 790 kg), Öl (1 525 kg),
Wasser (9 160 kg), Trinkwasser (426 kg), Kleidersäcke (380 kg),
sonstige Ersatzteile (350 kg), Proviant (700 kg) und dazu machten
die 22 Mann Besatzung (einer von ihnen war Friedrich Engelke) eine
Masse von 1 760 kg aus.
Nach vier Probefahrten im Raum Jüterbog verließ das Luftschiff den
Zentralluftschiffhafen Niedergörsdorf, um sein Ziel anzusteuern. Am
3. November 1917 ging L 59 ab Staaken auf seine Reise. Wegen der
langen Distanz zum Endziel wurde in Jamboli (Bulgarien) eine
Relaisstation angelegt. In Jamboli befand sich im Ersten Weltkrieg
der südlichste militärische Luftschiffhafen der deutschen
Streitkräfte, der bisher dem Heer unterstand. Weil er von diesem
nicht mehr benötigt wurde, hatte ihn jetzt die Marine speziell für
das Afrika-Unternehmen übernommen. Von hier aus waren es immer noch
fast 6000 Kilometer bis zum Zielort in Tanganjika. Am 16. November
waren die Wetterverhältnisse endlich so günstig, dass das Schiff
ablegen konnte. Der General von Lettow-Vorbeck, Kommandeur des seit
drei Jahren isoliert kämpfenden Afrikakorps, war über die Ankunft
informiert worden; die türkischen Verbündeten jedoch hatte der
kaiserliche Generalstab aus Gründen der Geheimhaltung nicht in
Kenntnis gesetzt. Das hatte zur Folge, dass das Luftschiff in den
Beschuss der türkischen Küstenverteidigung geriet und infolge
höheren Gasverlustes durch zahlreiche Treffer wieder umkehren
musste. Am 21. November 1917 konnte es erneut auf Fahrt gehen. Das
dicht besiedelte Niltal meidend, fuhr das Luftschiff über die
glühendheißen Sandflächen der Wüste, deren schroffer
Temperaturwechsel die Gasfüllung denkbar ungünstig beeinflusste.
Nicht nur das Schiff, sondern auch oder besonders die Mannschaft
litt unter den menschenunwürdigen Bedingungen. Ohne Wettermeldungen,
ohne Hilfe im Falle der Havarie, fuhr das Schiff über Gebiete, die
vom Feind besetzt waren, über Zonen, deren meteorologischen
Verhältnisse noch unbekannt waren. Schließlich setzte auch noch der
Antriebsmotor aus, der zugleich den Strom für das Funkgerät
erzeugte, weshalb die Besatzung längere Zeit keinen Kontakt mit der
Leitstelle hatte. Als endlich die Funktelegraphie wieder
funktionierte, etwa in Höhe von Khartum im Sudan, empfing
Kapitänleutnant Bockholt einen Spruch von der Radiostation Nauen:
"Letzter Stützpunkt Lettow-Vorbeck, Rewala, verlorengegangen. Ganzes
Makonde-Land im Besitz der Engländer. Teile Lettow gefangen, Rest
nördlich abgedrängt. Sofort umkehren." Als Soldat hatte Bockholt
einem Befehl zu gehorchen, mochte er den Befehl einsehen oder nicht.
Für ihn und seine Mannschaft war es indessen ein schwerer Schlag, so
kurz vor dem Ziel aufgeben zu müssen. Gerade Bockholt schien sich
von der erfolgreichen Durchführung des Unternehmens unter seiner
Leitung sehr viel versprochen zu haben. Aber auch seine Mannschaft
war trotz der Strapazen durch die Außergewöhnlichkeit des Auftrages
motiviert worden. Die Stimmung geriet in Gefahr zu kippen. Es waren
Ausfälle durch Fieber, Überanstrengung und Schlaflosigkeit zu
verzeichnen, die bisher durch das vor Augen stehende Ziel im Zaum
gehalten wurden. Doch auch diese Hürde wurde von Luftschiff,
Kommandanten und Mannschaft bravorös gemeistert. Am 25. November war
L 59 wieder in Jamboli. Wenn auch in militärischer Hinsicht die
Fahrt ein Fiasko war, so stellte LZ 104 dennoch einen neuen
Streckenrekord auf: 6757 Kilometer in 95 Stunden. Trotz strengster
Geheimhaltung feierte die Mannschaft
ihren Rekord und ihre Rückkehr.
Wie stolz Engelke auf die vollbrachte Leistung war, sieht man auf
einem Privatfoto, auf dem
er sich in voller Tropenuniform auf dem Luftschiffhafen in Jamboli
fotografieren ließ.
Da man mit Antritt der Afrika-Fahrt L 59 als Totalverlust
abgeschrieben hatte, ergab sich jetzt die Frage nach der weiteren
Verwendung des Luftschiffes. Bockholt favorisierte eine zeitlang die
Wiederholung der Afrika-Fahrt, denn L 59 war ohne Umbau nicht als
Frontluftschiff zu verwenden. Nach Diskussion von Varianten wurde
schließlich die Entscheidung getroffen, L 59 zum Frontluftschiff
umzubauen, um es von Jamboli aus im Mittelmeergebiet einzusetzen.
Mit Zwischenstation in Ahlhorn und Jüterbog landete L 59 am
21.12.1917 in Friedrichshafen, wo der Umbau zum Frontluftschiff
stattfand. Auf Fotos in Friedrichshafen sieht man deutlich,
dass Engelke und andere Mannschaftssoldaten ihre Tropenhelme dabei
hatten. Nach drei Werkstattfahrten, davon eine bis in Höhe von 6.900
m, und einem Start, der wegen des Wetters zur Umkehr zwang, konnte
am 20. Februar 1918 die Überführungsfahrt nach Jamboli durchgeführt
werden, die über 2.099 km führte und ziemlich genau 24 Stunden
dauerte.
Am 03./04.03.1918 erfolgte eine Angriffsfahrt nach Süditalien, die
wegen des Wetters abgebrochen werden musste. Dagegen war die Fahrt
vom 10./11.03. 1918 nach Neapel erfolgreich. Aus einer Höhe von
3.650 bis 4.850 m wurden nachts die Gasanstalt und der Kriegshafen
von Neapel sowie die Hafenanlagen und Industriebetriebe von Bagnoli
mit 6.400 kg Bomben angegriffen. Die Städte waren nicht verdunkelt.
Niemand hatte mit einem Angriff aus der Luft gerechnet, bei dem es
in Neapel Tote und Verwundete gab. Der von Bockholt vermutete
Überraschungseffekt eines Luftschiffangriffes hatte sich
eingestellt, denn es gab keinerlei Abwehrreaktionen gegen das
Luftschiff von italienischer Seite. Bei der Rückfahrt ereignete sich
auf dem Luftschiff ein schlimmer Vorfall. Durch ausgetretene
Benzindämpfe war die Besatzung der hinteren Motorengondel betäubt
worden und ausgefallen. Erst nach zwei Stunden waren Motor und
Besatzung wieder einsatzbereit.
Eine Angriffsfahrt auf Port Said vom 20./22.03.1918 verlief dagegen
wieder nicht erfolgreich. Ungünstige Wetterverhältnisse führten
dazu, dass L 59 zeitweilig die Orientierung verlor. Dadurch wurde
Port Said erst verspätet in den frühen Morgenstunden erreicht, wo
das Luftschiff zu einer zielgenauen Bombardierung so niedrig hätte
fliegen müssen, dass es von der Bodenabwehr zu erreichen war. Das
wollte Bockholt nicht wagen. Auf der Rückfahrt vereitelte eine
Wolkendecke feindliche Objekte bei Kreta anzugreifen.
Die Überholungsarbeiten, die nach jeder Fahrt nötig wurden,
dauerten diesmal fünf Tage. Am 07.04.1918 war L 59 wieder
einsatzbereit. Angriffsziel dieser letzten Fahrt war der britische
Flottenstützpunkt Malta. Um den Überraschungseffekt auszunutzen,
wurde von Bockholt nach jeder Fahrt das Angriffsziel gewechselt.
Damals waren deutsche U-Boote im österreichischen Kriegshafen
Cattaro (heute Kotor) an der dalmatinischen Küste stationiert. Eines
dieser U-Boote war am selben Tag zu einer Feindfahrt Richtung
Mittelmeer ausgelaufen und befand sich in der Nähe der Straße von
Otranto im Süden Italiens, als es bei Überwasserfahrt von achtern
ein Luftschiff aufkommen sah. Es herrschte Gewitterstimmung mit
Regenschauern und das Wetter war unsichtig. Da der Kommandant von U
53 keine Kenntnis von der Fahrt des deutschen Luftschiffes hatte,
war er im Zweifel, ob es sich um ein deutsches oder feindliches
Luftschiff handelte. Ein Funkkontakt ließ sich nicht herstellen,
weil die Funkanlage des U-Bootes gestört war. Der Kommandant ließ
Maschinengewehr und Geschütz besetzen, weil er mit einem
Bombenangriff rechnete. Schließlich glaubte er, ein Luftschiff
deutschen Typs erkannt zu haben und verbot das Feuer. Trotzdem
blieben dem U-Boot-Kommandanten Zweifel, ob er nicht ein feindliches
Luftschiff habe unbehelligt passieren lassen.
Nicht lange danach wurden vom U-Boot in einer geschätzten
Entfernung von etwa 25 - 30 km südlich von seiner Position hoch am
Himmel zwei dicht nebeneinander liegende Feuerpunkte beobachtet, die
sich kurz danach zu einer riesigen Flamme entwickelten. Deutlich
konnte man den Umriss eines Luftschiffes erkennen. Mehrere
Detonationen waren zu hören. Das brennende Luftschiff fuhr zunächst
langsam weiter, brach dann zur Mitte hin zusammen und stürzte
schließlich wie ein brennender Balken ins Meer. Dem Kommandanten des
U-Bootes wurde klar, dass es sich um L 59 gehandelt haben muss. Mit
äußerster Kraft nahm er Kurs auf die Absturzstelle, doch es war
nichts zu finden, obwohl die Suche auf einen weiten Bereich
ausgedehnt wurde.
Es steht heute fest, dass der Absturz nicht durch Feindeinwirkung
erfolgte. Somit gibt es für die Katastrophe verschiedene Hypothesen,
wobei die Annahme eines technischen Defektes eine große
Wahrscheinlichkeit besitzt. Durch Undichtigkeiten in den
Benzinleitungen, die vorher schon aufgetreten waren, könnten sich
Benzindämpfe an heißen Motorteilen entzündet haben, in deren Folge
die Explosion des aus Wasserstoff bestehenden Traggases erfolgte.
Eine andere Version nimmt an, dass Funken mit den Auspuffgasen in
die Motorengondeln gelangt sein könnten und dort zur Entzündung
leicht brennbarer Stoffe geführt haben. Ein Rätsel geben die zwei
Feuerpunkte auf, die vor der Entzündung des Traggases einwandfrei
beobachtet worden waren. Danach müssen gleichzeitig an zwei
verschiedenen Stellen Brände aufgetreten sein. Eine definitive
Ursachenfeststellung konnte nie getroffen werden. Dem Zufall, dass
die Katastrophe von einem deutschen U-Boot beobachtet wurde, ist zu
verdanken, dass der Ablauf der Katastrophe, die Absturzstelle und
die Zeit des Absturzes (20.34 Uhr) am 07.04.1918 von L 59 bekannt
wurden.
Es gab keine Überlebenden. So endete das Leben von Friedrich Engelke.
Ein Leben, das zusammen mit anderen Luftfahrtgeschichte schrieb.
Doch wir haben ihn, stellvertretend für alle Besatzungsmitglieder
nicht vergessen. Solange es eine Luftschifffahrt geben wird, wird
auch der Name des Ostafrika-Luftschiffes L 59 im Gedächtnis der
Nachwelt fortleben als eine der ersten bahnbrechenden und kühnsten
Weltfahrten eines Luftschiffes.Der Verfasser |